Die erschreckenden Ergebnisse der aktuellen Pisa Studie, Studien von OECD und anderen Institutionen zeigen das Desaster im Bildungsbereich in Deutschland. Dabei bilden die Lesefähigkeiten, die wichtigste Grundlage für schulischen und beruflichen Erfolg sowie für gesellschaftliche Teilhabe.
Man kann lange lamentieren, nach den Gründen forschen oder Entschuldigungen suchen – oder man kann etwas tun!
Es freut mich daher, dass wir von Kiwanis mit Tutoring for All (auch: TFA »Lesen mit dem Turbo-Team«) erfolgreich ein wissenschaftlich fundiertes und vom Startchancen- Programm empfohlenes Tutoring-Programm zur spielerischen Leseförderung von Grundschulkindern unterstützen. Es beruht auf einer digitalen Plattform und ermöglicht auch Tutorinnen und Tutoren ohne langjährige Qualifikation eine wirksame Förderung insbesondere von benachteiligten Kindern. Wir haben lange mit uns gerungen, ob wir mit dem bis Frühjahr letzten Jahres in Deutschland praktisch nicht erprobten Programm überhaupt „auf das richtige Pferd“ setzen. Seit November 2023 können wir durch unsere Freunde im KC Baden-Baden bereits an drei Schulen Erfahrungen sammeln. Es geht jetzt darum, die Erfahrungen aus diesem Pilotprojekt in die Kiwanis-Organisation zu tragen.
Das Turbo-Team kostet 2.500 € pro Schule & Jahr. Im obigen Beispiel trägt Kiwanis damit diese Leistungen:
- Technischer und inhaltlicher Support
- Alle erforderlichen Schulungen und Weiterbildungen
- Die Nutzung der digitalen Tutoring-Plattform durch eine unbegrenzte Anzahl Tutoren und Schülern
Die Schule muss Räumlichkeiten, Tutoren und Technik zur Verfügung stellen, bisher oftmals ein Diskussionspunkt, der die Einführung behindert und verzögert. In Zukunft wird dieser Diskussionspunkt oft entfallen, da TFA “ Lesen mit dem Turbo-Team“ ausdrücklich als eine der vom Startchancen-Programm der Bundesrepublik Deutschland insbesondere geförderten Maßnahmen genannt ist.
Viele unserer Kiwanis Clubs haben durch unsere aktuellen Projekte (Warnwesten, Lesepaten, Schulranzen, Gewaltprävention etc.) gute Kontakte zu den örtlichen Schulen. Die notwendigen finanziellen Mittel von 2.500 € pro Schule werden die meisten Clubs aufbringen können.
Aus der Veröffentlichung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF):
„Mit dem Startchancen-Programm stellen Bund und Länder 20 Milliarden Euro in zehn Jahren für mehr Chancengerechtigkeit bereit. Das ist der Einstieg in die bildungspolitische Trendwende, die wir dringend brauchen. Etwa 4.000 Schulen in herausfordernder Lage sollen besonders gestärkt und zu Startchancen-Schulen werden.“
Es freut mich, dass Kiwanis wieder einmal in einem bahnbrechenden Tool/Programm zur Unterstützung von Kindern die Nase vorn hat und mithelfen kann, den Start zu beschleunigen. Ähnlich war es bei krisenchat, das wir in einer frühen Phase mit insgesamt 25.000 € unterstützt hatten und das inzwischen mehrere hunderttausend € pro Monat an Fördermitteln bekommt und unsere finanzielle Unterstützung nicht mehr benötigt.
Auf der Website von TFA wird Kiwanis neben der Kurt & Maria Dohle Stiftung, der Schöpflin Stiftung, der Universität Hamburg und dem Innovationsprogramm für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz als Förderer herausgestellt.
Der Grund sind nicht die insgesamt 10.000 €, die der KC Baden-Baden und die Foundation gemeinsam in den letzten Monaten zur Verfügung gestellt haben, sondern die Kontakte in die Schulen hinein und die unermüdliche Überzeugungsarbeit einiger Kiwanis-Freunde, allen voran Winfrid Mirau. Der KC Baden-Baden zeigt uns mit seinen Projekten an 3 Schulen, was für einen einzelnen Club machbar ist. Gleichzeitig werden auch mit Hilfe von Kiwanis bereits Gymnasiasten als Tutoren ausgebildet, wodurch in Zukunft das Problem der unzureichenden Verfügbarkeit von Tutoren vermindert wird.
Gestützt durch begrenzte Mittel der Foundation und durch Förderung der Tutoren-Gewinnung mit Hilfe der Kiwanis-Stiftung- könnte das Programm an 30 Schulen starten, als Ferienkurs oder als reguläres Tutoring im nächsten Schuljahr.
Governor Marco Duden sieht in TFA eine große Chance für leseschwache Kinder und für Kiwanis, sich hier zu engagieren. Er hat Dr. E. Thümler daher zur Convention nach Zeven eingeladen.
Bis dahin wollen wir finalisieren, wie die Unterstützung von Kiwanis aussehen kann. In Kürze wird sich die Foundation mit weiteren Informationen und Vorschlägen dazu melden. Eure kritischen und positiven Anmerkungen und eure Fragen sind sehr willkommen. In den vergangenen Monaten haben wir gesehen, dass für die Einführung viele Widerstände überwunden werden müssen. Die Strukturen im Bildungswesen in Deutschland sind sehr komplex und die Interessen vieler Gruppen schwer auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Wie es trotzdem gelingen kann, beschreibt ein Artikel im Handelsblatt vom 21. Februar 2024 über den Ex-Schulsenator Ties Rabe aus Hamburg.
Die Weiterentwicklungen von TFA, die positiven Beurteilungen durch die Wissenschaft, die Empfehlungen durch das Startchancen-Programm, aber auch unsere eigenen Erfahrungen und Fortschritte, zeigen uns: Wir wollen nicht über die Bildungsmisere lamentieren, nach den Gründen forschen oder Entschuldigungen suchen – wir wollen unseren Beitrag zur Überwindung der Misere leisten!
Wir rocken Lesen!
Für den Vorstand der Kiwanis-Foundation Deutschland e.V.: Dr. Reinhard Katz, Geschäftsführer
Foto: VMS DESIGN® GmbH, Baden-Baden
Foto (v.l.): Schulleiterin Pföhler, Matthias Vetter, Winfrid Mirau, Anna-Lena Pfeifer, Mareike Hördt, Kinder der 2. Klasse der Lothar-von-Kübel-Schule Sinzheim