KiMa: Vor fast genau einem Jahr gab es die ersten Gespräche von Ihnen mit Kiwanis zum Thema TFA, damals lagen keine Erfahrungen aus Deutschland vor. Der Kiwanis Club Baden- Baden, mit Unterstützung der Kiwanis Foundation, setzt sich seit Herbst 2023 verstärkt für die Einführung an 4 Schulen in seinem Umfeld ein. Wie ist der Stand heute?
Dr. Ekkehard Thümler: Die Kiwanis in Baden-Baden gehören zu unseren ersten Unterstützern. Sie haben uns zu einem Zeitpunkt geholfen, das Turbo-Team in Schulen zu bringen, als wir noch völlig unbekannt waren. Das war für uns extrem hilfreich! Seitdem hat sich Lesen mit dem Turbo- Team toll entwickelt und wir sind schnell gewachsen. Heute arbeiten wir schon mit 34 Schulen in neun Bundesländern zusammen. Darunter sind zu unserer eigenen Überraschung auch 11 Sekundarschulen. 6 weitere Schulen haben ihre Teilnahme bereits angekündigt. 5 Schulen testen das Programm.
Ganz besonders wichtig war für uns eine Pilotevaluation der Universität Hamburg, die deutlich positive Effekte des Programms gefunden hat. Dabei haben Kinder, die mit dem Turbo-Team gefördert wurden, in den Bereichen Satz- und Textverständnis, also den anspruchsvolleren Lesekompetenzen, besonders gut abgeschnitten. Das macht uns sehr stolz.
KiMa: Was sind neben diesen praktischen Erfahrungen die wichtigsten Erfolge in der Akzeptanz des Turbo-Teams?
Dr. Ekkehard Thümler: Über TFA bzw. das Turbo-Team wurde im Februar zweimal prominent in den Medien berichtet. In der ZEIT konnte ich in einem Gastbeitrag den Ansatz des „High Impact Tutoring“ vorstellen, der besonders in den USA gerade große Aufmerksamkeit erhält und der auch dem Turbo-Team zugrunde liegt.
Im Blog von Jan-Martin Wiarda erschien ein Interview mit mir und Professorin Ingrid Gogolin, in dem wir über die überaus positiven Ergebnisse der Pilotevaluation des Turbo-Teams durch die Uni Hamburg berichten konnten.
Die bedeutendste Entwicklung war die Aufnahme von Lesen mit dem Turbo-Team in die Empfehlungsliste des Startchancenprogramms. Es wird ab dem kommenden Schuljahr 4.000 Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler unterstützen. Dafür investieren Bund und Länder zusammen rund 20 Milliarden Euro in zehn Jahren. Es ist damit das größte Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Im „Orientierungspapier“ zum Programm, in dem die Modalitäten der Umsetzung dargestellt werden, wird „Lesen mit dem Turbo-Team“ als eines von nur fünf namentlich genannten Programmen bzw. Unternehmen aufgeführt und als einziges Tutoring-Programm genannt. In diesem Umstand sehen wir die einmalige Chance für eine hohe Verbreitung des Turbo- Teams in den nächsten Jahren. Ich würde mich freuen, wenn durch unsere Gespräche in Zeven weitere Kiwanis Clubs zur Unterstützung motiviert werden können.
KiMa: Welches sind die nächsten Schritte?
Dr. Ekkehard Thümler: In Erwartung einer potenziell sehr großen Nachfrage stehen wir derzeit in Gesprächen mit drei großen Fördererorganisationen über eine umfangreiche und langfristige Unterstützung. Im Erfolgsfall wird uns das ermöglichen, noch in diesem Jahr die TFA-Organisation deutlich auszubauen und zu professionalisieren, um damit die Grundlagen für eine schnelle Skalierung zu legen.
KiMa: Vielen Dank, weiterhin viel Erfolg – wir sehen uns in Zeven!
Das Gespräch führte Reinhard Katz